37 Lübbenau; Rep. 37 Herrschaft Lübbenau, Kr. Calau; 1232-1953 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 37 Herrschaft Lübbenau, Kr. Calau
Dat. - Findbuch:1232 - 2000
Vorwort:Besitzgeschichte

Als früheste Besitzer des im Spreewald gelegenen Schlossbezirks Lübbenau lässt sich die Familie von Ileburg nachweisen, die 1315 ihren Besitz an die v. Langen verkaufte. Dazu gehörten neben dem Städtchen Lübbenau die Dörfer Lehde, Leipe, Stottoff, Stennewitz, Crimnitz, Zerkwitz und Groß Klessow. Weitere Besitzer waren die v. Köckritz (1419-1456 u. 1496-1503), v. Kalckreuth (1456-ca. 1475) und v. Polenz (ca. 1475-1496). 1503 erwarben die Herren von der Schulenburg den Besitzkomplex, zu dem inzwischen auch die Dörfer bzw. Vorwerke Boblitz, Raddusch, Naundorf bei Vetschau, Kahnsdorf, Kleeden, Ragow und Boschwitz, aber nicht mehr Groß Klessow gehörte. Im 16. Jh. kamen Dlugy (1937: Fleißdorf), Hindenberg, Koßwigk und Schönfeld hinzu. Die von der Schulenburg waren seit 1519 auch Besitzer der Herrschaft Lieberose und seit 1578 der Herrschaft Straupitz. 1621 kaufte die verwitwete Elisabeth Gräfin zu Lynar geb. Distelmeyer Lübbenau für ihren Sohn Johann Siegmund von der hochverschuldeten Familie von der Schulenburg. Lübbenau und die Niederlausitz wurde für mehr als drei Jahrhunderte (1621-1953) zum Lebensmittelpunkt und zur Existenzgrundlage der aus Italien stämmigen Familie Lynar. Auf Grund eines 1679 gestifteten Fideikommisses konnte der Besitz nicht nur ungeteilt erhalten, sondern durch systematische Zugewinne (Kauf, Heirat und Erbschaft) bedeutend erweitert werden: 1668 Groß Beuchow, 1693 Klein Beuchow, 1701 Buckow, 1769 Seese mit Mlode und halb Bischdorf, 1779 Groß Lübbenau mit halb Bischdorf, 1797 Dubrau und Göritz, 1819 Kalkwitz, 1869 Lichtenau, 1870 Redlitz, 1888 Tornow und Vetschau mit Suschow und Belten (1879-1918). Unter den 13 durch Landtagsbeschluss von 1669 fixierten Niederlausitzer (seit dem 19. Jh. Standes-) Herrschaften, die über besondere ständische Vorrechte verfügten, nahm Lübbenau eine mittlere Größe ein. Der Besitz unterstand einer eigenen Justiz-, Polizei- und Güterverwaltung. Die Gerichtsbarkeit wurde bis 1849 durch die Justizkanzlei unter Leitung eines Hofrichters wahrgenommen, der noch andere Aufgaben, wie z.B. die Rechnungsführung der Hauptkasse hatte. Die Wirtschaftsverwaltung übte im 18. Jh. ein Amts-, später Ökonomieinspektor aus, neben dem ein Rentverwalter und ein Amtsschreiber standen. Im 18. Jh. wurde ein Oberförster für die Forstverwaltung eingesetzt.

Im Jahre 1929 umfasste die Standesherrschaft neben dem eigentlichen Fideikommiss Lübbenau noch die Rittergüter Buckow und Dubrau mit den Vorwerken Kahnsdorf und Kalkwitz, die Rittergüter Groß Lübbenau, Lichtenau, Redlitz, Seese mit Mlode, Rochusthal und Bischdorf, sowie Rittergut Tornow mit Vorwerk Schönfeld. Der Gesamtumfang betrug ca. 7.000 ha. und der Grundsteuerreinertrag 65.055 RM. Letzter Standesherr war Wilhelm Friedrich Graf zu Lynar (1899-1944), der durch seine persönliche Verbindungen zum Widerstand gegen Hitler nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 verhaftet, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Die Güter wurden konfisiziert. Nach der Wiedervereinigung im Jahre 1990 wurde den Erben Schloss Lübbenau und andere verbliebene Güter als Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechtes restituiert. Die Grafen zu Lynar sind seit 1990 wieder in Lübbenau ansässig.

Bestandsgeschichte

1950 in mehreren Ablieferungen aus Lübbenau in das Landesarchiv Lübben und 1958 in das BLHA übernommen. Der Bestand wurde 1950-1952 von Rudolf Lehmann neu geordnet, in Herrschafts- und Schloss- (= Familien-)archiv geschieden und verzeichnet. Im Rahmen eines DFG-Projektes erfolgte in den Jahren 1999-2000 eine Neugliederung und vertiefte Erschließung des Familienarchives sowie eine Findbuchpublikation (vgl. Literatur). Dabei wurden auch einzelne Akten des Familienarchivs geteilt oder neu gebildet. Eine Neubearbeitung des Herrschafts- und Gutswirtschaftsarchives steht noch aus, eine Neuklassifikation ist bereits erfolgt. Der Bestand stellt nach Umfang und Inhalt eines der bedeutendsten niederlausitzischen Adelsarchive dar. In seltener Geschlossenheit sind sämtliche Bereiche adligen Lebens von den öffentlich-rechtlichen Funktionen der Herrschaft über die wirtschaftliche Nutzung des Besitzes bis hin zur privaten Familiensphäre dokumentiert. - Bis auf Ausnahmen (Hypothekenakten) sind die Archivalien ein Depositum der Grafen zu Lynar. Für Teile der Überlieferung ist eine Benutzungsgenehmigung der Depositare erforderlich.

Literatur

Gertrude Aretz, Memoiren der Gräfin Kielmannsegge über Napoleon I, Dresden 1927. - Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.), Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857-1883), Berlin 2000, Bd. II/364-371. - Mathis Leibetseder und Werner Heegewaldt, Gestaltete Landschaft. Archivalische Quellen zu Schlössern, Herrenhäusern und Gärten im Land Brandenburg [= Inventar der baugeschichtlichen Quellen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv]. Berlin 2004, Nr. 3505-3600. - Rudolf Lehmann, Die Herrschaften in der Niederlausitz, Köln, Graz 1966. - Werner Heegewaldt, Das Familienarchiv der Grafen Lynar auf Lübbenau - Ein DFG-Projekt zur Erschließung eines überregional bedeutsamen Adelsarchivs. In: Brandenburgische Archive 17/18.2001, S. 34-36. - Götz Freiherr von Houwald, Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer. Bd. IV.2: Kreis Kalau [Calau], Neustadt (Aisch) 1992, S. 90-106. - Jürgen König und Werner Heegewaldt, Familienarchiv der Grafen zu Lynar auf Lübbenau (= Quellen, Findbücher und Inventare der BLHA, 19), Frankfurt am Main 2006. - Übersicht über die Bestände des Landesarchivs Lübben/NL. Bearbeitet von Rudolf Lehmann. Weimar 1958, S. 8, 49-59 u. 121. - Guerrino Graf zu Lynar, Geschichte des Gräflichen und Fürstlichen Hauses Lynar. Die Deutsche Zeit, Bd. III-IV, unveröffentlichtes Typoskript, nach 1920-1938 [= Rep. 37 Lübbenau Nr. 7843 und 7845]. - Stammtafeln XX, Tf. 16-18.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=1554513
 
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